Die nahe Befürchtung eines weiteren Großbebens

Betrachtet man das Tôhoku-Beben vom März 2011 aus einer quälend optimistischen Sicht, so müsste diese Erschütterung zweifellos als Jahrhundert-Beben in die Geschichte eingehen. Eine Stärke von 9,0 auf der Momenten-Magnituden-Skala hat es bis dahin nie gegeben und wird auch in Zukunft lange auf sich warten lassen. Eine Liste der ab einer Magnitude von 7,0 uns bekannten Beben in Japan bekräftigt diese Vermutung nur zu gut und geht in die Tendenz über, Japan würde etwa alle 50 Jahre von einem riesigen Beben getroffen.

Tektonische Vorgänge um Japan. (Copyright © Eric Gaba, Lizenz: CC BY-SA 2.5)

Dass es sich hierbei ausschließlich um beschönigende Prognosen fern der Wirklichkeit handelt, bestätigten zuletzt Erdbebenforscher der Universität Tokio. Vor dem Tôhoku-Beben ging die japanische Regierung davon aus, ein Beben mit einer Stärke von bis zu 9,0 würde sich innerhalb der nächsten 30 Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent ereignen. Doch neueste Erkenntnisse der Forscher liefern die geradezu reißerische These, Japan müsse sich bis 2016 für ein ähnliches Beben rüsten, dass mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit erwartet wird. Gerade wegen dem Beben vom 11. März hinterließen die tektonischen Spannungen eine tiefer gelegene und verschobene Inselkette, die ein Beben innerhalb der folgenden 30 Jahre bei einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent regelrecht herausfordert. Die Forscher sehen ein Indiz für diese Prognose in der Häufung kleinerer Beben nahe Tokio seit der Katastrophe von 2011. Genauer Zeitpunkt und Ort der nächsten „Horror-Erschütterung“ lässt sich aber selbst von den Erdbebenforschern nicht vorhersagen.

Ein Video auf der Videoplattform YouTube betont die häufigen Beben um Japan und offenbart eine Analyse, mit wie vielen Beben und an welchen Ballungszentren seismische Aktivitäten im Jahr 2011 bemerkbar waren. Zu Beginn werden die einzelnen Grafiken erläutert, worauf eine grafische Auswertung sämtlicher Beben seit dem ersten Januar des letzten Jahres folgt. Welches Ausmaß das Tôhoku-Beben vom 11. März annahm, wird spätestens nach der großflächigen Erschütterung im Video sichtbar. Des Weiteren lassen sich die Ballungsräume kurz nach dem großen Beben leicht nachvollziehen, die nach Experten Beweis dafür sind, dass uns ein weiteres großes Beben bevorsteht.

So deprimierend diese Feststellung für Japan auch klingen mag, mobilisieren Experten aus Erdbebenforschung und Meterologie sämtliche Kräfte, dieser drohenden Katastrophe habhaft zu werden. Allen voran wurde durch ein Team aus Wissenschaftlern des Erdbebenforschungsinstituts der Universität Tokio ein effizienteres System zur Prognostizierung schwerer Erdbeben entwickelt. Fortan erhofft man sich nicht nur schnellere Datenerhebungen zu den seismischen Wellen eines Bebens, sondern möchte im Voraus die potentiellen Schäden schwerer Erschütterungen berechnen, um sichere Evakuierungszonen zu ermitteln. Das gesamte System stützt sich dabei auf den japanischen Supercomputer K – genau jener Computer, der es erst Mitte des Jahres 2011 zum weltweit leistungsstärksten Supercomputer geschafft hat.

Zur selben Zeit versucht die Meteorologische Behörde Japans, ein neues Frühwarnsystem zu etablieren. Zum Anlass nahm man die mangelnden und standardisierten Warnmaßnahmen, die dem Gefahrenpotential des Tsunamis vom letzten Jahr nicht mehr gerecht wurden. Worte wie „Große Tsunami-Warnung“ oder „Tsunami-Warnung“ seien laut Experten nicht mehr zweckmäßig und müssten in alarmierender Form den Betroffenen mitgeteilt werden. Einfache Warnungen in Kombinationen einer Unterschätzung von Wellenhöhe und Erdbebenstärke hätten beim großen Beben vor 11 Monaten eine zügige Evakuierung behindert. Neue Ausdrücke wie „gigantisch“ und „hoch“, ein Vergleich mit dem Tôhoku-Beben und eine Einschätzung befürchteter Schäden sollen in das Warnsystem einfließen und für eine schnellere Evakuierung sorgen, die keine Unterschätzung der Gefahren zulässt.

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